Oktober 2021 Allgemein

Housing First: Zukunftsmusik auch für HOPE?

Jeden Abend gehen wir in unser Zuhause, dort verbringen wir unsere Freizeit, seit Corona vermehrt auch unsere Arbeitszeit. Doch wo gehe ich hin, wenn ich kein Zuhause habe? Keinen Ort wo ich hingehöre? Wie soll ich eine Arbeit finden ohne eine Adresse? Wo werden alle meine Briefe hingeschickt, gerade vielleicht auch diejenigen mit einem positiven Bescheid einer neuen Arbeitsstelle? Wo kann ich mich zurückziehen, wenn ich krank bin?

Housing First, oder zu Deutsch «Wohnen zuerst» nimmt diese Fragen ernst. Die Betroffenen sollen direkt eine eigene Wohnung erhalten. Ganz ohne Voraussetzung. Die Idee dahinter ist einfach. Wer keine Wohnung hat, hat auch sonst im Leben sehr viele Nachteile und es ist schwieriger wieder auf die Beine zu kommen. Die gängigen Modelle arbeiten meist mit dem Stufensystem, zuerst etwa Notschafstelle, dann betreutes Wohnen und schliesslich eine eigene Wohnung. Hier endet die Betreuung. Das Modell Housing First kehrt dies um. Ohne etwas zu leisten oder Wohnkompetenzen unter Beweis zu stellen, bekommt eine Person erst einmal eine eigene Wohnung. Betreuung und Begleitung werden angeboten, sind jedoch nicht obligatorisch. Durch die eigene Wohnung wird soziale Inklusion gefördert und die Selbstbestimmung und Partizipation gesteigert. Daraus wiederum folgt, dass die betroffenen Personen ihr Leben wieder selbständig meistern können und meist auch Hilfe von aussen in Anspruch nehmen. Zumindest in Finnland funktioniert das Projekt, vier von fünf Obdachlosen haben es geschafft die Wohnung langfristig zu behalten und haben einen Weg in ein stabiles Leben gefunden. Ein Modell mit Erfolgspotential auch in der Schweiz? Oder bewährt sich das Stufensystem, mit welchem wir auch im HOPE arbeiten, trotz allem? Dies bleibt zu diskutieren. Und mit der Wohnberatung und der Wohnbegleitung hat HOPE bereits einen Schritt in Richtung Housing First unternommen.

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